Die Entfernung von David Prieth aus dem Aufsichtsrat des Tiroler Landestheaters erzeugt in der freien Kulturszene Innsbrucks große Frustration. Die Zusammenarbeit der Mitglieder des Aufsichtsrates war dem Vernehmen nach in den vergangenen Jahren eine außerordentlich positive – der politische Schulterschluss von FI, ÖVP und FPÖ kann also keinen kulturpolitischen Erwägungen folgen, er ist vielmehr Teil des schon viel zu lange schwelenden Konflikts zwischen den Parteien der Stadtregierung. Dieser Konflikt legt sämtliche Bereiche der städtischen Entwicklung lahm, er führt zu unsachlichen Entscheidungen und verhindert konstruktive oder gar visionäre Lösungen in vielen Bereichen der Stadtpolitik. Er beschädigt Politik und Demokratie und führt zu Frustration in der Bevölkerung und bei allen, die in dieser Stadt gute Arbeit machen wollen – zum Beispiel gute Kulturarbeit.
David Prieth hat als Vertreter der Freien Kulturszenen einen wichtigen Blickwinkel in den ansonsten fast durchwegs politisch besetzten Aufsichtsrat des TLT gebracht. Der Grund für seine Nominierung war der Wunsch der Grünen, den Austausch zwischen dem Tiroler Landestheater und der Freien Szene zu forcieren. Im Sinne der Zugänglichkeit von kulturellen Ressourcen für möglichst viele Menschen ist das ein nachvollziehbarer und sinnvoller Ansatz. Nun wird diese konstruktive Zusammenarbeit aus parteipolitischen Gründen beendet. Wieder einmal werden parteipolitische Befindlichkeiten über konstruktive Sachpolitik gestellt. Dass die ÖVP als Begründung die Entlassung des Tanztheaterchefs Enrice Gasa Valga nennt, legt nahe, dass es sich bei der Blockade von David Prieth offensichtlich nicht um mangelnde Wertschätzung seiner Arbeit handelt, sondern um eine Art „Revanche“.
Wir als Freie Szene sehen eine konstruktive Kulturarbeit in Innsbruck durch das parteipolitische Hick-Hack zunehmend gefährdet. Wir befürchten, dass sich engagierte Menschen mehr und mehr zurückziehen werden und viele konstruktive Ideen, nicht nur im Kulturbereich, unrealisiert bleiben. Für Innsbruck bedeutet das viele vertane Chancen und die Frustration engagierter Kulturakteur*innen.
Artikel in der Tiroler Tageszeitung vom 16.05.2022
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