Am 23.5.2023 fand in den Räumen der Stadtbibliothek die 10. Arbeitskonferenz der battlegroup for art zum
Thema Ein Kulturbeirat für Innsbruck? statt. Ein solches beratendes Gremium, das Politik und Verwaltung in
strategischen Fragen der kulturellen Entwicklung unterstützt, wurde mehrfach im vorangegangenen Prozess
zur Kulturstrategie Innsbruck 2030 gefordert und nun mit geladenen Expert*innen, Mitgliedern des
gemeinderätlichen Kulturausschusses, der Kulturstadträtin, der Kulturamtsleitung und der battlegroup
diskutiert.
Zwei Impulsvorträge lieferten Informationen zur zwanzigjährigen Erfahrung der Stadt Linz mit dem dortigen
Stadtkulturbeirat:
Gerda Forstner leitet die Abteilung Linz Kultur im Magistrat der Landeshauptstadt und seit 20 Jahren auch
die Geschäftsstelle des Stadtkulturbeirates. Sie hat über dessen Struktur und Entwicklung berichtet. In Linz
wurde schon 2001 – ebenfalls als Folge eines Kulturentwicklungsplans – der Beirat gegründet und ist
seitdem mit 24 Mitgliedern für jeweils dreijährige Perioden besetzt. Seine Mitglieder bilden die Breite der
Linzer Kulturszene ab und repräsentieren neben den üblichen Sparten auch die Bereiche Bildung,
Jugendkultur, Stadtentwicklung, Interkulturalität, Diversität, Wissenschaft, Tourismus und Kreativwirtschaft.
Aufgabe des Gremiums ist die Beratung der Politik in kulturpolitischen Fragen, nicht aber die Entscheidung
über die Vergabe von Fördergeldern. Besonders positiv hob Gerda Forstner hervor, dass durch den
Kulturbeirat eine Plattform für den kontinuierlichen Diskurs auf Augenhöhe geschaffen wurde und sich der
Dialog zwischen den politisch Verantwortlichen und der Kulturszene dadurch ausgesprochen positiv
entwickelt hat. Mit zwei Plenarsitzungen und weiteren zwei Arbeitssitzungen in kleinerer Runde ist der
Zeitaufwand überschaubar, der Effekt für die Stadt aber groß.
Oona Valarie Serbest ist Künstlerin, Kulturakteurin, Feministin und Geschäftsführerin bei FIFTITU%, der
Vernetzungsstelle für Frauen* in Kunst und Kultur. Seit 2022 ist sie Vorsitzende des Linzer
Stadtkulturbeirates und hat aus ihrer Perspektive berichtet. Hervorgehoben hat auch sie den konstruktiven
und wertschätzenden Umgang zwischen Politik, Verwaltung und Kulturakteur*innen. Die Impulse aus dem
Beirat bezeichnete sie als „Schwarmwissen“ das ein Verständnis für die Szene und dadurch besseres
politisches Arbeiten ermögliche. Die präzisen Statuten des Beirats würden Rollenüberschreitungen und
Interessenskonflikte von vornherein verhindern. In Linz habe sich der Stadtkulturbeirat sehr bewährt und wird
inhaltlich laufend weiterentwickelt.
In der anschließenden Diskussion, moderiert von Benedikt Sauer, wurden die Erfahrungsberichte und
lokalen Gegebenheiten diskutiert. Von einigen der anwesenden Politiker*innen war deutliche Skepsis zum
Vorschlag eines Stadtkulturbeirates in Innsbruck zu spüren und bis zum Ende der Konferenz kam es zu
keinen Entscheidungen oder Willensbekundungen. Letztstand: Der Vorschlag wird im gemeinderätlichen
Kulturausschuss diskutiert.
Bleibt die Hoffnung, dass nicht ein weiteres sinnvolles und bestens erprobtes Werkzeug zur Stärkung der
Kultur in dieser Stadt der allgegenwärtigen parteipolitischen Blockadehaltung zum Opfer fällt. Den
Kulturschaffenden, die sich wieder und wieder um ein konstruktives Weiterkommen bemühen, geht nämlich
allmählich die Luft aus.